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    Graffiti in Teheran, Iran (Archivbild)

    Iran-Konflikt: „USA riskieren, die gesamte Region in Flammen aufgehen zu lassen“

    © AFP 2019 / ATTA KENARE
    Politik
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    Bolle Selke
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    Nach den Äußerungen des US-Außenministers Pompeo, der Iran wolle einen Krieg, sind sich die Experten einig, dass die Aggressionen vor allem von den Vereinigten Staaten ausgehen. Ein Krieg in der Region könnte fatale Folgen haben.

    „Wenn die Iraner einen Krieg begännen, könnten sie nur verlieren“, sagt Islamwissenschaftler und Nahostexperte Udo Steinbach im Sputnik-Interview.

    Parallelen zum Irak-Krieg 2003

    Die Äußerungen des US-Außenminister Mike Pompeo würden bei ihm „sehr fatale Erinnerungen“ an den damaligen Amtskollegen Colin Powell wecken. Powell hatte 2003, unmittelbar vor dem Angriff auf den Irak, Beweise dafür produziert, dass der Irak über Atomwaffen verfüge beziehungsweise den internationalen Terrorismus unterstütze.

    Steinbach warnt:

    „Wir sind in einer ähnlichen Situation, die USA nehmen offensichtlich das Risiko eines Krieges in Kauf. Insofern finde ich die Äußerungen des Herrn Pompeo, gerade vor dem geschilderten Hintergrund, extrem gefährlich.“

    Auch der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Mohssen Massarrat erzählt im Spuntik-Interview, dass der nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, John Bolton, bereits im September letzten Jahres den Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten, CIA, um die Konstruktion eines Vorwandes gebeten habe, welchen man als Grund für einen Krieg gegen den Iran verwenden könnte. Damals hatte der CIA abgelehnt. 

    Der Krieg ließe sich nicht begrenzen

    Sollte es wirklich zu einem Krieg zwischen den USA und Iran kommen, würde das bedeuten, dass die ganze Region in Flammen aufgehen würde, sagt Steinbach, der bei der Maecenata-Stiftung tätig ist. Er erläutert:

    „Der Konflikt ließe sich ja nicht begrenzen. Er wäre ja sofort im Irak spürbar, wo die Iraner militärisch präsent sind. Die Hisbollah in Beirut würden Raketen gegen Israel schießen und die haben ein großes Repertoire. Die schiitischen Extremisten im mittleren Osten auf der arabischen Halbinsel würden losschlagen. Das wäre ein Krieg, der sowohl mit einem erheblichen Ausmaß an Waffen geführt würde, als auch eben auf der Basis von Terrorismus, flächendeckend durch die ganze Region und auch natürlich dann, so wie wir das in der Vergangenheit erlebt haben, Europa einbeziehend, sei es in Form von Terrorismus, sei es in Form von neuen Flüchtlingen.“

    Europäer liefern schwaches Bild

    Er rät den Europäern, eine „glasklare, unzweideutige“ Erklärung abzugeben, dass Europa einen Krieg in der gegenwärtigen Situation gegen Iran ablehnt und dass man darauf besteht, zu politischen Lösungen zu kommen.

    Massarrat, der auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von der Nichregierungsorganisation „Attac“ ist, rät vor allem, Russland und China bei einer Lösungsfindung miteinzubeziehen:

    „Iran will die Europäer zu einer radikaleren Handlung gegenüber den Vereinigten Staaten bewegen. Dass die Europäer das ernst nehmen und handeln, wage ich zu bezweifeln. Jetzt kommt es darauf an, ein internationales Arrangement zu organisieren, an dem auch Russland und China beteiligt sein müssten. Um gemeinsam zu überlegen, wie die aktuelle Bedrohung der USA abgewendet werden kann. Das würde ich für wirkungsvoller halten, als die Europäer unter Druck zu setzen, die ohnehin bis jetzt in diesem Zusammenhang ein schwaches Bild von sich gegeben haben.“  

    Das komplette Interview mit Professor Mohssen Massarrat zum Nachhören:

    Das komplette Interview mit Professor Udo Steinbach zum Nachhören:

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    Tags:
    Udo Steinbach, Konflikt, Krieg, Mike Pompeo, USA, Iran